60 Jahre „Hochschulwesen"

Die Zeitschrift Das Hochschulwesen wird 60 Jahre jung!
Wie wird eine Fachzeitschrift in der heutigen Medienlandschaft so alt?

1. Gegenwart
Die Zeitschrift Das Hochschulwesen (ein etwas altertümlicher, aber längst zum Markenzeichen gewordener Titel) erscheint nun im 60. Jahrgang seit 1953. Sie ist damit die älteste existierende deutschsprachige wissenschaftliche Fachzeitschrift über den Hochschulbereich. Das Hochschulwesen (HSW) zählt zu den ganz wenigen Zeitschriften im deutschsprachigen Raum, die sich überhaupt als wissenschaftliche Fachzeitschrift kontinuierlich mit Hochschulen und deren Entwicklung befassen. In ihrer wechselvollen Geschichte hat die Zeitschrift bisher 4 existentielle Krisen überwunden, jeweils gefolgt von einem erfolgreichen Neuanfang (s.u.).
Anders als eher magazinartig aufgemachte Medien mit Kurzartikeln nimmt sie sich noch die Zeit, in 6 Heften pro Jahr jeweils fünf sorgfältig erarbeitete und begutachtete Aufsätze von jeweils 6-9 Druckseiten zu publizieren – ein Umfang, der einerseits auf der Seite der Autor/innen noch differenzierte Entfaltung eines Themas und sorgfältige Information zulässt, andererseits auf der Seite der informationsüberfluteten und zeitknappen Leser/innen ein noch gut bewältigbares Volumen anbietet. Die Aufsätze kommen nicht aus zweiter oder dritter Hand – sie sind von den Fachautor/innen selbst geschrieben und gehen auf Forschung bzw. breite Praxiserfahrung zurück. Durch ein strenges System der Begutachtung und weiteren Betreuung wird ein hohes Niveau der Beiträge gewährleistet.
Dieses Informationsangebot wird von unserer Leserschaft – zahlreichen Hochschulleitungen, Wissenschaftsministerien, Wissenschafts(förder)organisationen, Wissenschaftsausschüssen der Landtage, Hochschulbibliotheken, in vielen Fachbereichen und von vielen individuellen Hochschullehrer/innen, Mittelbau-Angehörigen und Studierenden-Vertretungen sowie ausländischen Kolleg/innen außerordentlich geschätzt, wie Umfragen in der Leserschaft ergeben haben. Selbst vielbeschäftigte Rektoren bzw. Präsidenten geben an, in jedem Heft 2-4 Aufsätze lesen zu wollen und 1-3 tatsächlich zu lesen. In Norwegen ist das HSW eine offiziell akkreditierte Zeitschrift, in der Autoren durch Beiträge “credits” für Einkommen und Karriere erwerben können. Insofern ist sie als Fachzeitschrift, die üblicherweise nur von einem sehr eingeschränkten Kreis von Fachleuten gelesen wird, in ihren Bezugsgruppen hervorragend platziert.

2. Geschichte
2.1 Wichtige 37 Jahre in der DDR

Begonnen hat die Geschichte der Zeitschrift 1953 in der DDR. Das Hochschulwesen (HSW) war das offiziöse Organ des DDR-Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen (vor der Vereinigung dann: des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft der Deutschen Demokratischen Republik) und erschien dort im Deutschen Verlag der Wissenschaften, (Ost-)Berlin, Friedrichstraße. Sie wurde durch ein verhältnismäßig unabhängig agierendes 9-köpfiges Redaktionskollegium des Verlags gestaltet (Stand 1990). Ihm gehörten zu jener Zeit an: Klaus Däumichen, Max Heidler (Vorsitzender), Eberhard Hoyer, Annelore Klose-Berger, Siegfried Kiel, Karl Knopke, Franz Lichtenecker, Gerhard Roger, Hans-Jürgen Schulz.
Das Hochschulwesen informierte als Monatsschrift angenehm sachbezogen über Entwicklungen im Bildungswesen der DDR sowie – und das machte sie auch im westlichen Ausland bekannt und besonders interessant – in vielen gut informierten Beiträgen über Hochschulentwicklungen in den sozialistischen Bruderstaaten der DDR. Das waren wertvolle Horizonterweiterungen für westliche Hochschulforscher und -planer. Der spätere geschäftsführende Herausgeber und heutige Verleger hatte mit dieser Zeitschrift im Rahmen von Forschung und Planung schon seit 1972 an der Universität Heidelberg gearbeitet. Besonders für westliche Hochschuldidaktiker reizvoll war darüber hinaus eine regelmäßige Sparte bzw. Einlage in die Zeitschrift „Aus Theorie und Praxis der Hochschulpädagogik“ mit sehr qualifizierten Beiträgen. So etwas wäre zu jener Zeit in der alten Bundesrepublik mangels Identifikation mit dem Thema in einer staatsnahen, auflagenstarken Zeitschrift mit hoher Verbreitung in den Hochschulen noch undenkbar gewesen. Hierunter fielen Beiträge zur Didaktik der Lehre ebenso wie zu curricularen Entwicklungen, aber auch allgemeine bildungssoziologische und speziell die Studierenden betreffende Forschungen. Nach 1989 spiegelten die Themen der Beiträge (wenig überraschend) einerseits den informationellen Nachholbedarf der Leserschaft in der DDR und in den weiteren Staaten des Ostens über die Verhältnisse in den westlichen Hochschulsystemen, vor allem der alten Bundesrepublik – Beiträge, die lange Zeit so umfassend informiert (insbesondere von westlichen Autoren geschrieben) nicht erscheinen konnten, weiter über Entwicklungen, die in dieser Form an den DDR-Hochschulen unbekannt gewesen waren (z.B. studentische Tutoren) sowie typische Themen der Vereinigung z.T. sehr differenter Hochschulsysteme. Beispiele: „Grundsätze zur Vergabe eines Hochschulgrades in der BRD und Berlin (West)” oder „Zum Zusammenwachsen deutscher Hochschulen im Rahmen der deutschen Einigung”. Es war auch auffallend, wie stark bereits direkt nach der Grenzöffnung westliche Autoren zu Beiträgen eingeladen wurden und sich in dieser Zeitschrift zu engagieren begannen.
Bis 1990 wurde Das Hochschulwesen mit etwa 1.000 Exemplaren an den Hochschulen der DDR gelesen und mit weiteren etwa 1.000 Exemplaren in die sozialistischen Staaten exportiert. Mit dem Zusammenbruch der traditionellen Verteilungsstrukturen in diesen Staaten war diese Verbreitung abrupt beendet. Dort gab es für diese Zwecke nur eine einzige Kontaktstelle nach außen – der Verlag hatte jedoch keine Kenntnis der jeweiligen weiteren inländischen Verteilung bzw. der Empfänger.

2.2 Wendezeit und gesamtdeutsche Funktionen
2.2.1 Wirtschaftliches Überleben und variiertes Konzept

Der zweite Neuanfang wurde nötig, als nach der deutschen Vereinigung mit der Bildung der fünf neuen Bundesländer das zentrale Ministerium der DDR Ende 1990 aufgelöst wurde und damit Anlass, Herausgeber und Subvention der Zeitschrift entfielen. Die bisherige wirtschaftliche Basis der Zeitschrift war dahin. Der westdeutsche Hermann Luchterhand Verlag, Neuwied erwarb die Rechte (zusammen mit einem Bündel anderer Zeitschriften in ähnlicher Lage), übernahm die von Max Heidler geleitete (nur wenig verkleinerte) Kernredaktion (!) in (Ost-)Berlin, stellte auf 2-monatiges Erscheinen um und war Anfang 1991 mit der Klärung der Perspektiven und eines Konzepts beschäftigt. Da wandte sich Wolff-Dietrich Webler, als Hochschulforscher und Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Hochschuldidaktik e.V. (AHD), von Hochschulpädagogen der DDR aufmerksam gemacht, an den Luchterhand Verlag und unterbreitete ein inhaltliches und organisatorisches Konzept sowie einen Vorschlag zur Kooperation mit der AHD. Sie suchte für ihre Zeitschrift „Hochschulausbildung. Zeitschrift für Hochschulforschung und Hochschuldidaktik” einen neuen Verlag.
Nach wenigen Verhandlungsrunden mit dem Verlagsleiter Holger Knudsen war man sich einig. Nach dem den AHD-Mitgliedern vorgelegten Konzept sollten Hochschulforschung und Hochschulpraxis verknüpft und dabei hochschuldidaktische Themen in die übrigen Themen der Hochschulentwicklung eingebettet werden. Dadurch wurden sie zwar relativiert, aber ihnen sollte auf diese Weise auch der ihnen gebührende Platz im Alltag der Hochschulentwicklung zugewiesen werden. Die Hochschuldidaktik sollte aus ihrer Isolierung befreit – insbesondere Fragen der Lehre sollten gleichberechtigt behandelt werden. Ein Untertitel sollte das Konzept signalisieren: „Forum für Hochschulforschung, -praxis und
-politik”. Die Zeitschrift wollte diesen Bogen von der wissenschaftlichen Erforschung über die „best practice“ im Alltag bis zur Gestaltung dieses Feldes in ihren Beiträgen behandeln. Dabei wurde „Politik“ in ihrem ursprünglichen Sinne als Gestaltung in einem öffentlichen Feld, hier der „Hochschulen“ verstanden, nicht beschränkt auf Hochschulpolitik von Seiten des Staates. Soweit Ergebnisse der Hochschulforschung für die Praxis und die Hochschulpolitik zugänglich macht werden sollten, handelte es sich um keine Einbahnstraße. Auch umgekehrt sollten reflektierte Praxiserfahrungen sowie Erfahrungen und Sichtweisen der Politik allen drei Bezugsgruppen präsentiert werden, sollten die Hochschulforschung „erden” und dort neue Forschungsfragen anregen. Das im Heft 4-1991 (S. 145) veröffentlichte und bis heute gültige Konzept lautete:
„... Es soll eine Zeitschrift für das neue vereinigte Hochschulwesen in den Bundesländern entstehen und zugleich eine Zeitschrift, die die internationale Verflechtung der Hochschulentwicklung beobachtet und kommentiert.
Beide Seiten schlossen einen Kooperationsvertrag ab, ... um gemeinsam folgende Konzeption zu realisieren:
Das Hochschulwesen publiziert Beiträge
• zur deutschen und internationalen Entwicklung der Hochschulen,
• zu Geschichte, Politik, Planung, Recht und Verwaltung ihrer institutionellen Organisation und ihrer Mitglieder
• zu Lehre und Forschung,
• zu den Beziehungen zwischen Hochschule und Gesellschaft, Staat, Schule und Beruf und
• zu sozialer Herkunft, Berufsverlauf und Sozialisation der Hochschulmitglieder.

Die Zeitschrift veröffentlicht wissenschaftliche Aufsätze aus der Hochschulforschung (Forschung über Hochschulen) im weiteren Sinne, größere Essays und Übersichtsberichte ... Kommentare, ... Kontroversen, Interviews, Porträts, Rezensionen, Literaturhinweise. ...
Spezielle Aufmerksamkeit wird dem Zusammenwachsen des Hochschulwesens in den neuen und alten Bundesländern gewidmet ... ohne den übrigen internationalen Zusammenhang zu vernachlässigen.
Die Zeitschrift ist ... als informatives, meinungsfreudiges, unabhängiges, kritisch beobachtendes und analysierendes Forum angelegt ...
... drei Informationskomplexe (werden) für gleich dringlich gehalten: Informationen zu
• Lehre und Lernen,
• Beruf, Arbeitsplatz, Dienstverhältnis und
• Wissenschaftsförderung (insbesondere Einwerbung von Drittmitteln), Forschungsmanagement.

Dem folgt das Interesse an Informationen
• über Rahmenbedingungen der Entwicklung in Forschung, Lehre, Studium und Beruf und
• zu Selbstverwaltung, Fakultätsmanagement und Personalführung ...”

Die Zeitschrift sollte – thematisch wie bisher der ganzen Hochschulentwicklung verpflichtet – öffentliche Zeitschrift mit freien Abonnenten sein, aber gleichzeitig auch als Mitgliederzeitschrift der AHD fungieren. Sie sollte redaktionell unabhängig sein, aber das inhaltliche Anliegen der gemeinnützigen AHD aufgreifen und die Hochschuldidaktik in Theorie und Praxis fördern (d.h. die Beobachtung und positive Veränderung aller auf Lehre und Studium einwirkender Einflussfaktoren). Diese Themenfelder sollten über Personalentscheidungen in dem neugeschaffenen Herausgeberkreis berücksichtigt werden.
Der Luchterhand Verlag sowie die AHD-Mitgliederversammlung stimmten diesem Konzept und der Kooperation zu. In einer in den Herkunftsdisziplinen und fachlichen Funktionen variierten Zusammensetzung des Herausgeberkreises übernahm Dr. soz. wiss. Wolff-Dietrich Webler, Universität Bielefeld (Bildungssoziologe, Hochschulforscher, Schwerpunkte Studium und Lehre, insbesondere Hochschuldidaktik) die Aufgaben eines geschäftsführenden Herausgebers (Schriftleitung). Die weiteren Herausgeber bestanden aus: Dr. jur. Peter Dallinger, MinDirektor a.D. (früher im BMBW), Bonn (staatliches Hochschulrecht); Prof. Dr. phil. Ludwig Huber, wiss. Leiter des Oberstufenkollegs, Universität Bielefeld; Prof. Dr. sc. päd. Karlheinz Jackstel, Professor für Hochschulpädagogik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; Dr. jur. Jürgen Lüthje, Präsident der Universität Hamburg und Prof. Dr. phil. Ulrich Teichler, (Bildungssoziologe, Schwerpunkt Hochschule und Arbeitsmarkt), Gesamthochschule Kassel-Universität.
Das Hochschulwesen wurde daraufhin im gleichen Jahr 1991 durch Fusion mit der ihrerseits seit 1982 bestehenden AHD-Zeitschrift „Hochschulausbildung. Zeitschrift für Hochschulforschung und Hochschuldidaktik” gleichzeitig zur AHD-Mitgliederzeitschrift. In der Folgezeit kam es zu einer sehr produktiven Zusammenarbeit zwischen dem Hermann Luchterhand Verlag, den Herausgebern und der AHD. Besonders gefördert wurde dies auf Seiten des Luchterhand Verlages (nach dem altersbedingten Ausscheiden von Max Heidler) durch dessen Nachfolger in der verlagsseitigen Betreuung der Zeitschrift, Rolf Ederer.
Die Absicht der AHD, hochschuldidaktische Themen in die allgemeine Hochschulforschung und in den Alltag der Hochschulentwicklung einzubetten, gelang großenteils in den Folgejahren. Zielgruppen wurden erreicht, die vorher hochschuldidaktische Publikationen nicht zur Kenntnis genommen hätten. Aber auch für die AHD-Mitglieder wurde Das Hochschulwesen mit seiner Themenspanne für mehr als 10 Jahre unentbehrlich. Die Zusammenarbeit wurde erst durch eine verlegerische Entscheidung der Konzernmutter des Verlages, Wolters & Kluwer in Amsterdam, sich aus allen Hochschulthemen zurückzuziehen und Das Hochschulwesen einzustellen, nach 10 Jahren zum 31.12.2001 beendet. Der Beschluss, diese lebendige, einflussreiche und gut platzierte Zeitschrift einzustellen, erschreckte die Fachwelt. Der bisherige geschäftsführende Herausgeber suchte nach Alternativen bzw. Chancen zur Weiterführung, erfuhr, dass die Rechte an der Zeitschrift für eine Fortsetzung erworben werden konnten und gründete eigens als Auffanggesellschaft mit 62 Jahren den „Universitätsverlag Webler (UVW)”. Das Konzept und die die Zeitschrift betreuenden Herausgeber blieben die alten, ohne damit auf Weiterentwicklung zu verzichten. Die entscheidende Frage war, wie sich die Abonnenten angesichts dieses Wechsels des „Trägers” entscheiden würden. Sie hielten (mit geringen Ausnahmen) ihre Abonnements aufrecht. Damit war die Zeitschrift (trotz der voraus gegangenen Entscheidung, sie einzustellen), nicht untergegangen, sondern erlebte den dritten Neuanfang: Das Hochschulwesen wurde als Zeitschrift mit großer Tradition, aber gerade der kritischen Beobachtung, Analyse und dem positiven Wandel verpflichtet, ausgerechnet im 50. Jahrgang 2002 weiter verlegt – vielleicht ein gutes Omen für die Kontinuität ebenso wie für einen neuen Start.
Dann allerdings entschied sich die AHD, auf eine eigene Mitgliederzeitschrift zu verzichten, was den Verlust von 50% der Abonnenten bedeutete – wieder ein wirtschaftlich herber Rückschlag für das HSW. Zwar bezog eine Gruppe AHD-Mitglieder das HSW als Privatbezieher weiter, aber auch in der AHD machte sich die allgemeine Altersstruktur bemerkbar; mit ihrer Pensionierung verzichteten viele Mitglieder auch auf das Abonnement. Trotzdem gelang es ein viertes Mal, neue Bezieher zu gewinnen, die Zeitschrift in ihrem Bestand zu stabilisieren und die herben Einbußen zu kompensieren.

2.2.2 Deutsche Vereinigung: Inhaltliche Brücke mit gesamtdeutscher Funktion
In diesen Jahren spiegeln die Aufsätze natürlich die neue Situation. An ihnen lassen sich die Entwicklungsstadien der Vereinigung der Wissenschaftssysteme ablesen – Prozesse, die sich vielfach überlagern: a) Kennenlernen neuer Rahmenbedingungen, b) Überprüfung der existierenden Strukturen und des Bestandes mit den vier alternativen Konsequenzen: Bestätigung, Wandlung, Abwickelung, Neuaufbau, c) Beschreibung und Einordnung der neuen Entwicklungsprozesse, d) Aufarbeitung der Vergangenheit, e) kritische Analyse und Begleitung des Übergangsprozesses. Das Hochschulwesen widmete Anfang 1994 zwei seiner Ausgaben explizit der Frage „Abbrüche und Neuanfänge – Vertane Chancen für die Wissenschaft bei der deutschen Einigung?”
Die Themen der einzelnen Aufsätze zeigen, was in jenen Jahren die Hochschulpolitik und Hochschulmitglieder umtreibt (s. Anlage). Das Hochschulwesen hat auf diese Weise den deutschen Vereinigungsprozess mit zahlreichen Artikeln aus West- und Ostsicht intensiv analysiert, kommentiert, kritisiert, dokumentiert.

3. Heutiges Konzept
Als generalistisch angelegte Zeitschrift beobachtet sie die Universitäten, Universitäten für angewandte Wissenschaften (Fachhochschulen) und Spezialhochschulen sorgfältig und bildet deren Entwicklung in Beiträgen ab. Sie bieten sowohl Hintergrundwissen aus der Hochschulforschung als auch gründliche Orientierung in Tagesthemen. Dort werden Überblicke und Analysen der Entwicklung vorgelegt, internationale Vergleiche gezogen und Ihnen, den Abonnenten, damit viele Ideen, Konzepte und Anregungen zugänglich gemacht. Rezensionen kommen hinzu. Theoriebezogene oder empirische wissenschaftliche Aufsätze werden ebenso veröffentlicht wie nachdenkliche, gut beobachtende, gut recherchierte Beiträge zur gestalterischen, zukunftsbezogenen Programmatik von Praxisfeldern der Hochschulen oder ebensolchen Erfahrungsberichten, die zur Weitergabe mit einem gewissen Modellcharakter geeignet sind.
Die Zeitschrift wird nur durch Originalbeiträge der jeweiligen Akteure, Expertinnen und Experten gestaltet. Die Artikel bieten eine hohe Informations- und Erfahrungsdichte, an deren Optimierung die Redaktion ständig arbeitet – von der scharfsinnigen, empirisch bzw. theoretisch unterlegten Analyse bis zum anregenden, handfesten, übertragbaren Praxisbericht. Das ist unser Markenzeichen.
Die Zeitschrift hat ihr beim Neustart 1991 vereinbartes Konzept beibehalten. Die Breite des Themenspektrums und die Originalbeiträge haben sich ebenso bewährt wie die Spannweite zwischen Theorie und Praxis.
Das HSW publiziert in 6 Heften pro Jahr in der Regel 5 Aufsätze je Heft als Hauptbeiträge, die auf unterschiedlichen Arbeits- und Erfahrungsfeldern angesiedelt sind. Äußeres Zeichen dieses Spektrums sind die ständigen Sparten „Hochschulforschung“, „Hochschulentwicklung, -politik“, „Anregungen für die Praxis/Erfahrungsberichte“ (insbesondere in Lehre und Studium und hier insbesondere zur Didaktik und curricularen Entwicklung sowie Studienberatung der Hochschulen). Die Zeitschrift publiziert neben den Aufsätzen auch Nachrichten, Essays, Dokumentationen, (Gast-)Kommentare, (Tagungs-)Berichte, Kontroversen, Interviews, Portraits, Rezensionen und Literaturhinweise. Von Fall zu Fall kommen „Meinungsforum“ für Kontroversen und „Interview“ für die Rekonstruktion interessanter Handlungskonzepte im Gespräch mit den jeweiligen Urheberinnen und Urhebern dazu. Dabei sollen die wissenschaftlichen Aufsätze das Erscheinungsbild der Zeitschrift prägen.
Die Zeitschrift ist nicht Verlautbarungsorgan irgendeines Verbandes, sie versteht sich im Gegenteil auch als Forum kontroversen Meinungsaustausches dort, wo Problemsichten, Interpretationsmöglichkeiten oder Lösungen noch offen sind. In ihrer Eigenschaft als Forum der Hochschulforschung allerdings ist die Zeitschrift rückgebunden an den Stand dieser Forschung. Daraus resultieren dann klare Positionen soweit Ergebnisse eindeutig sind. Dies kann zur Ablehnung von Beiträgen führen, die diesen Stand nicht berücksichtigen. Ihre Aufsätze unterliegen im übrigen einem strengen Gutachterverfahren, das selbstverständlich ohne Abstriche auch im Herausgeberkreis untereinander gepflegt wird, wenn Beiträge von dort kommen.

4. Zukunft
Der Verlag beobachtet natürlich die technische Entwicklung aufmerksam, hält aber vorläufig trotz eigener Möglichkeiten zu online-Zeitschriften an der Print-Ausgabe mit der sinnlichen Ausstrahlung, dem Aufforderungscharakter und Handhabbarkeit eines Heftes fest. Überall in den Hochschulen werden zur Zeit besondere Projekte zur Studienreform und Qualitätssicherung begonnen. Dafür wird zusätzliches Personal gesucht. Aber es fehlt an erfahrenen, einschlägig ausgebildeten Kräften. Der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Kompromisse sind unvermeidbar. Viele der gutwilligen, auch vielversprechenden Ausgewählten haben nicht nur Weiter-, sondern vielfach auch noch Ausbildungsbedarf, der sich oft erst im Verlauf eines Projekts in vollem Umfang heraus stellt oder sich den Verantwortlichen erst spät erschließt. Sie alle in Weiterbildungen zu schicken wäre wünschenswert, übersteigt aber oft die finanziellen Möglichkeiten. Da empfehlen sich Lerngelegenheiten am eigenen Schreibtisch! Mit seinen Artikeln kommt das Hochschulwesen unterschiedlichem Bedarf und unterschiedlichen Vorkenntnissen und Verwendungskontexten entgegen. Daher gehören diese Zeitschriften nicht nur in jede Hochschulbibliothek, sondern als Arbeitsmaterial auf jeden Schreibtisch, von dem aus die Entwicklung der Hochschulen beeinflusst wird. Trotz Internet und online-Zeitschriften: Die einzelnen Hefte haben ein günstiges Format, sind jederzeit griffbereit, können am Arbeitsplatz gelesen, aber auch auf Reisen ohne Aufwand mitgenommen werden. Das HSW ist auf die jetzt die Hochschulen bewegenden Reformfragen spezialisiert.
Das Hochschulwesen erhält an diesem Jahresanfang 2012 mehr Aufsätze zur Publikation angeboten als je zuvor. Die Aufmerksamkeit, mit der die Zeitschrift beobachtet wird, ist noch einmal deutlich gewachsen. Die Zeitschrift wird mit einer Erweiterung des Seitenumfangs reagieren, um den Inhalten breiteren Raum zu bieten. Das war in ihrer nun 60 jährigen Geschichte nicht immer so, und es wäre für die Diskussion um Hochschulfragen in Deutschland sehr schade gewesen, wenn diese Stimme verstummt wäre.
Um die Zukunft müssen wir uns also vorläufig keine Sorgen machen, wie gerade die jüngste Entwicklung zeigt. Sie sind – als unsere Leser/in – herzlich in diese Zukunft eingeladen. Gestalten Sie die Zeitschrift durch Ihre Beiträge mit – als Kommunikationsplattform zur Darstellung eigener Projekte, Forschungsergebnisse oder eigener Aktivitäten der Hochschulentwicklung und
-profilierung!

Verlag und Herausgeberkreis des HSW


Anlage

Typische HSW-Themen der Wendezeit

Die Themen der einzelnen Aufsätze zeigen, was in jenen Jahren – kurz nach der deutschen Vereinigung – die Hochschulpolitik und Hochschulmitglieder umtreibt. Bernd Okun „Was bleibt? Die ideologische Erblast der DDR-Sozialwissenschaft und ihre Perspektive” (1-92, S. 18ff.), Rosemarie Will „Die Humboldt-Universität im vereinigten Berlin” (1-92, S. 21ff.), Irmgard Mengel „Zu den Hoch- und Fachschulabschlüssen in der ehemaligen DDR `Beschluss zur Feststellung der Gleichwertigkeit´” (1-92, S. 37ff.), Michael Globig „Die Max-Planck-Gesellschaft in den neuen Bundesländern” (1-92, S. 40ff.), Wolff-Dietrich Webler „Eine Schlacht für den Rechtsstaat gewonnen? Personalkommissionen an ostdeutschen Hochschulen” (2-92, S. 52 ff.), „Rücknahme von Berufungen studentischer Mitglieder der Personalkommission an der TU Chemnitz – Offener Brief der Konferenz der StudentInnenschaften an das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst” (2-92, S. 58ff.), Michael Bartoszek „Chemie in Berlin-Adlershof – Das Wissenschaftler-Integrationsprogramm (WIP) – Chance für einen Neubeginn oder nur Notlösung?” (3-93, S. 114ff.), „Brücke für den Ost-West-Dialog”. Interview mit dem Jenaer Pathologen Ulrich Zwiener (3-93, S. 145ff.), Siegfried Kiel „Die gespaltene Reform der deutschenHochschulen – Wahrnehmungen aus einer spezifischen ostdeutschen Sicht” (4-93, S. 181ff.), Gudrun Aulerich/Karin Dobbeling, „Umstrukturierung im tertiären Bildungssektor der neuen Länder” (5-93, S. 217ff.), Jürgen Schlegel berichtet über „Nicht nur Notlösung für die Chemie in Adlershof: Das Wissenschaftler-Integrationprogramm (WIP)” (6-93, S. 250ff.), Gustav-Wilhelm Bathke & Karl-Heinz Minks „Allgemeine und berufliche Werte von Hochschulabsolventen der ehemaligen DDR im Spannungsfeld des gesellschaftlichen Umbruchs” (6-93, S. 281ff.), Johannes Wildts Rezension zu Hilde Schramm (Hg.): „Hochschule im Umbruch” (6-93, S. 297ff.), Hans-Joachim Bieber „Die Empfehlungen des Wissenschaftsrates für die Hochschulen in den neuen Ländern” (2-94, S. 62ff.), Hansgünter Meyer „Abbrüche – vertane Chancen?” (2-94, S. 72ff.), Erhard Geissler „Anmerkungen zur Situation in der Molekularbiologie in Berlin-Buch vor und nach der Wende” (2-94, S. 82ff.), Helga Schultz „Abbrüche in den ostdeutschen Geisteswissenschaften – vertane Chancen?” (2-94, S. 89ff.), Jürgen Kocka „Reformen von oben und außen” (2-94, S. 93ff.), Jürgen Kocka „Geisteswissenschaftliche Zentren: Die umstrittene Innovation” (3-94, S. 122ff.), Knut Ipsen „Die VIADRINA Wiedergründung einer alten Hochschule als Europa-Universität in Frankfurt/Oder” (3-94, S. 125ff.), Marlis Dürkopp (Interview), „Das, was hier von vielen geleistet wurde, ist unglaublich” (5-94, S. 202ff.), Winfried Benz „Hochschulerneuerung zwischen Anpassung und Innovation aus Sicht des Wissenschaftsrates” (5-94, S. 211ff.), Anke Burkhardt/Doris Scherer „Hochschulpersonal-Ost im Wandel” (6-94, S. 276ff.), Hartmut Griese „Und dann kam die Abwicklung – es war wie ein kalter Schlag” (1-95, S. 40ff.), Dietrich Goldschmidt, „Berufsschullehrer aus der DDR in gewandelter Verantwortung” (1-95, S. 52ff.). Bruno Hartmann gibt das WIP-Memorandum bekannt: „Verwirklichung des Wissenschaftler-Integrationsprogramms” (2-95, S. 95ff.), Peer Pasternack schreibt über „Hochschule in die Demokratie” (3-95, S. 152ff.), Siegfried Kiel beschreibt „Ostdeutsche Hochschulen in der Veränderung” (3-95, S. 168ff.), Das Hochschulwesen hat auf diese Weise den deutschen Vereinigungsprozess mit zahlreichen Artikeln aus West- und Ostsicht intensiv analysiert, kommentiert, kritisiert, dokumentiert.